Extreme: Mit Dr. Gernot Grömer zum Mars!

Extreme: Mit Dr. Gernot Grömer zum Mars!

Der Mars ist nicht nur ein ferner Nachbar im Universum – er ist eine Welt voller Geheimnisse und Potenziale. In den letzten Jahren haben bahnbrechende Weltraummissionen und Forschungsprojekte begonnen einige seiner Rätsel zu entschlüsseln. Wasser auf seiner Oberfläche, mögliche Spuren vergangener Leben und die Aussicht auf eine zukünftige menschliche Besiedlung faszinieren die Welt.

Und schon braucht es einen Experten. Wie zum Beispiel Dr. Gernot Grömer, eine beeindruckende Persönlichkeit in der Welt der Raumfahrt und Wissenschaftsforschung. Als Direktor des Österreichischen Weltraum Forums hat er die Visionen von Raumfahrt und Forschung in die Realität umgesetzt und dabei bahnbrechende Entdeckungen gemacht. In diesem Porträt werden wir tief in die Projekte dieses inspirierenden Pioniers eintauchen, seine Leidenschaft für die Erforschung des Weltraums erkunden und die Bedeutung seiner Arbeit für die Zukunft der Menschheit verstehen. Denn Dr. Gernot Grömer ist nicht nur ein Wissenschaftler – er ist ein Visionär, der uns hilft, die Grenzen des Unbekannten zu erweitern und endlich zu verstehen, warum das alles schon längst sein musste, das mit den Weltraumprojekten.

Lieber Herr Dr. Grömer, wo befinden Sie sich denn die meiste Zeit? Hier unter uns oder woanders?
Ich bin in meinem Büro, im Österreichischen Weltraum Forum, hinter mir ist das Raumanzugslabor, also „There where the magic happens“. Bezüglich unserer Marssimulationen: Im März nächsten Jahres machen wir unsere mittlerweile 14. Expedition, bei der wir mit sechs sorgfältig ausgewählten Astronauten einen Monat lang eine Marsexpedition starten. Dieses Projekt ist mit über 250 Mitarbeitern aus 26 Nationen unter OeWF-Führung seit zwei Jahren in Vorbereitung. Es geht nach Armenien in den Kaukasus, wir hoffen natürlich, dass sich die Situation geopolitisch bis dahin wieder beruhigt und stabilisiert hat. Dazu aber später gleich nochmal mehr.

Wir haben wahnsinnig viele Probleme auf der Erde, es brennt an allen Ecken und Enden, muss man also tatsächlich ins Weltall fliegen? Wo ist hier der Nutzen für den Menschen?
Mal vorweg gesagt: Raumfahrt ist bereits ein integraler Bestandteil unserer Alltagskultur oder Alltagsinfrastruktur. Ich garantiere, dass jeder Mensch täglich ein halbes Dutzend Weltraumtechnologie nutzt, ohne es bewusst wahrzunehmen. Es fängt an bei offensichtlichen Dingen, wie bei der Tagesschau am Abend, in der ein Satellitenbild zu sehen ist und wie das Wetter am nächsten Tag sein wird – für uns selbstverständlich, es ist aber Weltraumtechnologie! Mit einem Verbrennungsmotor, mit dem man in die Arbeit fährt, denn die Optimierung der Einspritzregelung basiert auf den Physikerkenntnissen der Raumstationen. Auch bei Frauen bei der Brustkrebsvorsorgeuntersuchung im Krankenhaus ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Algorithmen, mit denen zum Beispiel Metastasen erkannt werden, auf Computerbildalgorithmen basieren, die schon zur Zeit des deutschen ROSAT-Satelliten in den 90 er Jahren entwickelt worden sind. Weltraum ist also mitten unter uns! Wenn Sie zum Bankomaten gehen und Geld abheben, dann werden die Datenpakete des Bankomaten über GPS-Signal synchronisiert. Zum Großteil auch schon Benzin-Zapfsäulen. Gedankenexperiment: Wenn man sagen würde, man schaltet Weltraumtechnologie-Dienstleistungen einfach mal für 24 Stunden ab, gut verzichtbar wäre dann das Live schauen von NBL, die Wettervorhersage über Satellit, ABER es gäbe sämtliche Probleme beim Geldtransfer, beim Tanken, einfach bei vielen Technologien, die in unsere Alltagswelt verpackt sind. 95 Prozent der Aktivitäten, die wir vom Weltraum aus machen, sind fast unsichtbar. Klimamonitore, Waldbrandvorhersagen, Bodenfeuchtigkeitsmessungen und hier spreche ich noch nicht mal von geopolitischen Themen, wie beispielsweise russischen Truppenbewegungen in der Ukraine. Wenn wir eines Tages darüber sprechen Menschen zum Mars zu schicken, Sie sich aber denken: „Um Gottes Willen, wofür braucht man das?“, dann werden viele Technologien, die wir für die Mars-exploration verwenden, auch auf der Erde ihre Anbindung finden. Es ist definitiv ein Benefit da! Wir zahlen ja mit den Geldern, die in die Raumfahrt hineinfließen, keine Ausserirdischen, sondern das Geld bleibt ja auf der Erde. Für jeden Euro, den wir in den Raumfahrtbereich hineininvestieren, kommt mehr als ein Euro zurück, an Umweltrentabilität, es ist also ein Business! Bestes Beispiel: Satelliteninternet. Elon Musk hat zum Beispiel sehr gut erkannt, dass wenn man eine derartige Dienstleistung wie Starlink von SpaceX global auf einen Schlag verfügbar macht, man kommerziell jedes T-Mobile Deutschland, Südafrika etcetera angreift. 

Es geht jetzt tatsächlich auch niemals darum, dass man sich denkt, man müsste da mal wohnen auf dem Mars? Also um diese Situation, die auch in Hollywood-Filmen gespielt wird?
Das ist ein Teil unserer Arbeit, aber nicht der dominante! Raumfahrt ist wirklich zum Großteil Anwendungen, Anwendungen und nochmals Anwendungen. Bei uns im Österreichischen Weltraum Forum nehmen wir den übernächsten Schritt vorweg! Es ist eine logische Fortsetzung eines Musters, das wir in unserer Geschichte schon ganz lange kennen: mit entsprechend technologischem Aufwand können wir an sehr unwirkliche Orte gehen. Wir dürften sonst tatsächlich keinen einzigen Winter überleben, wenn wir nicht inzwischen einen warmen Pullover hätten und uns als Menschheit hier nicht an die Bedingungen angepasst hätten. Ich prophezeie, dass in zwei bis drei Generationen unsere Kinder zum Mond hochblicken und dort kleine Pünktchen von Außenforschungsposten sehen werden. Ist Ihnen bewusst, dass es seit 23 Jahren keinen einzigen Augenblick gegeben hat, in dem alle Menschen gleichzeitig auf der Erde waren? Wir leben nach den Standards unserer Großeltern also bereits in einer Science-Fiction Welt.

Der Mars fasziniert wirklich viele Menschen unter uns, aber warum denn gerade der Mars? Etwa weil er als einziger Planet gerade noch begehbar ist, außer dem Mond. Findet man zu den anderen Planeten auch irgendwann noch Zugang?
Der Mars ist zur jetzigen Zeit für uns technisch zugänglich. Der Mars ist, obwohl er eine kalte trockene Wüste ist, immer noch zumindest im Sonnensystem der erdähnlichste Himmelskörper. Wir wissen, dass der Mars bis vor 3 ½ Milliarden Jahren sehr viel erdähnlicher gewesen ist: er hatte Wasser auf der Oberfläche gehabt, eine dichte Atmosphäre, ein globales Magnetfeld, er hatte sogar Ozeane mit bis zu drei Kilometern Wassertiefe. Die Erde und der Mars entstanden parallel vor circa 4,6 Milliarden Jahren. Der Mars hat bis vor 3 ½ Milliarden Jahren flüssiges Wasser gehabt, das entspricht also mindestens vier bis fünf mal der Zeit, die das Leben auf der Erde gebraucht hat, um zu entstehen. Der Mars ist im Augenblick "The best Shot"! Derjenige Ort im Kosmos, der uns möglicherweise die Frage nach der Einzigartigkeit von Leben im Kosmos beantworten könnte. Das ist für mich wissenschaftlich sehr interessant, andere sagen, dass es Ressourcen auf dem Mars gibt, auch Bodenschätze, die abgebaut werden können, das gilt aber auch genauso für den Mond. Sobald man mal über die Phase hinweg ist, in der die ersten Landungen stattgefunden haben, die ersten Außenposten auch länger betrieben worden sind, wie seinerzeit die Antarktisstationen, wird sich dort mal eine kritische Menge an Menschen bewegen, wie in einem kleinen Dorf. Ganz pathetisch ausgedrückt: es ist nur eine Frage der Zeit, bis Männer und Frauen dorthin fliegen, irgendwann ihre Beziehungen dort haben, die erste Schwangerschaft stattfinden wird. Der erste Außerirdische, dem wir die Hand schütteln können wird vielleicht ein Kind sein, das auf dem Mars oder dem Mond geboren wurde. Der erste "echte Marsianer" sozusagen! Klingt ganz schräg, aber ist tatsächlich auch eine Überlegung und gilt auch für vorangehende Missionen: Was ist, wenn sechs Menschen zum Mars fliegen und sieben zurückwollen? 

Unglaublich! Denn dort herrschen ganz andere Gegebenheiten: Sauerstoff nicht in umfangreichen Maßen, ganz andere Anziehungskraft. Man könnte sich also dorthin entwickeln?
Es ist wie in der Antarktis, da braucht man auch seinen Pullover und bestimmte Technologien oder in Unterwasserhabitaten benötigt man auch ein Tauchboot und die Tauchstation, um länger vor Ort sein zu können. Auch für ganz entlegene Siedlungen, hoch oben in den Himalayas, bedarf es bestimmter Dinge. Und das gleiche gilt für den Mars und den Mond. Der Faktor Technik ist allerdings noch wichtiger: Dort haben wir kalte Temperaturen, eine hohe Strahlungsrate, wenig verfügbare Wasserstellen, eine chemisch reaktive Oberfläche. Man muss also den Planeten schon gut verstehen, bevor man dort wohnen könnte. Der Mars ist also ein Ort, der keine Schwächlinge verträgt. Es gibt Millionen Arten und Weisen wie man auf dem Mars sterben kann und wenn man den Planeten nicht respektiert, dann wird er wirklich gefährlich. Hierbei reden wir vom dort sein, das Hinkommen ist wieder ein anderes Thema. In den ersten 30 Jahren der Marsexploration waren etwa die Hälfte aller Missionen aufgrund von technischen Schwierigkeiten und schwierigen Umweltbedingungen nicht erfolgreich. Wenn Sie vor 30 Jahren jemanden gefragt hätten: „Möchtest Du in ein Raumschiff einsteigen, wobei nur eine 50 prozentige Chance besteht, überhaupt anzukommen, die Rückfahrt noch nicht miteinbegriffen?“, wäre die Antwort wohl gewesen: „Nein, nicht wirklich.“

Und steigen diese Chancen jetzt immer mehr? Entwickelt sich die Technik dahin, dass all das möglich wäre? 
Genau! Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, wo wir sicher genug sagen können, dass die Leute, die hinfliegen, die Möglichkeit haben, auch wieder zurückzukommen. Wir rechnen hier mit einer Reisezeit von circa 200 Tagen pro Richtung, also 200 Tage hin, dann circa ein Erdenjahr auf der Oberfläche und wieder 200 Tage zurück. Mit allem Drum und Dran sprechen wir von circa 1000 Tagen in Mission. Das klingt lange, aber selbst Christopher Columbus war jahrelang unterwegs.

Vielleicht wird an der Geschwindigkeit auch noch etwas entwickelt? Kann das Reisen dorthin und zurück in Zukunft noch schneller gehen?
Theoretisch ja! Knackpunkt: Es gibt physikalische Limitationen, um die wir kaum herumkommen, wie zum Beispiel die vorgegebenen Planetenkonstellationen. Den chemischen Antrieb kann man schon paar Prozent schneller machen, aber solange bis andere Antriebskonzepte weltraumtauglich werden, haben wir die meisten Sachen ziemlich ausgereizt. Veranschaulichung: Ich frage Sie, ob ihr Auto auch mit 1000 km/h fahren kann. Theoretisch schon, aber praktikabel ist es nicht. Wir sind erstaunlich konservativ, denn bevor wir einen Menschen in ein Raumschiff reinsetzen, findet ein sehr exzessives Testing statt, wir wollen den Leuten ja schon die Chance geben, dass sie wieder lebendig zurückkommen. Wir verwenden Technologien, die immer an der Grenze des technisch Machbaren sind, aber trotzdem sicher genug. Gedankenexperiment: Sie kommen nach 200 Tagen Reise am Mars an, haben schwache Muskeln, etwas Osteoporose, ein geschwächtes Immunsystem. Dann kommen Sie mit 32-facher Schallgeschwindigkeit rein, bevor Sie die ersten Atmosphärenschichten spüren, und bremsen innerhalb von 8 Minuten von 32 auf 0 ab. Ein Fun-Fact am Rande: die Signallaufzeit ist im Schnitt circa 10 Minuten, das heißt, wenn die Kollegen zuhause die Messdaten sehen und laut rufen:„Oh, wir spüren die ersten obersten Atmosphärenschichten!“, ist in Wirklichkeit schon alles gelaufen und man kann nur noch mit kurzgekauten Fingernägeln hoffen, dass alles gut geht oder gut gegangen ist!

Unser aller Elon Musk ist da ganz vorne mit dabei und bestimmt auch das Geschehen sehr mit? 
Das ist ambivalent, ja! Elon Musk ist in allen Geschäftsfeldern der Meister der großen Ankündigungen. Wenn er sagt: „2026 landen wir auf dem Mars“, sage ich: „Nein, das werden wir ziemlich sicher nicht!“ Er ist zwar jetzt an einem Punkt, wo er mit Starship eine Schwerlastrakete bereitstellen kann, mit der er große Nutzlasten grundsätzlich Richtung Mars bringen kann, aber nehmen wir an, alles funktioniert perfekt und man landet erfolgreich auf dem Mars, stellt sich doch die Frage, wie es weitergeht. Man braucht Raumanzüge, Habitate, Lebenserhaltungssysteme und so vieles mehr. Das Problem ist, das hat er alles noch nicht. Und da reden wir noch gar nicht von Finanzierung, Juristischem, Staatslizenzen und Freigaben, Sicherheitsprüfungen. Das heißt, selbst im Idealfall, wenn eine Wagenladung mit frisch gedruckten Dollarnoten vorfährt und man sagen würde, dass Starship heute ready to go wäre, macht diese Schwalbe noch keinen Sommer. Musk ist ein ganz wichtiger Innovationstreiber, weil er Dinge realisiert hat, die vor 20 bis 30 Jahren noch für schwer machbar gehalten worden sind. In der ganz frühen Zeit von SpaceX, also in den frühen 2000ern, wurde er von Kollegen der Konkurrenz auf den Konferenzen ausgelacht. Und jetzt bekommen alle allein bei der Namenserwähnung von Musk Angst und es treibt ihnen Schweißperlen auf die Stirn und sie fangen an zu hyperventilieren. Diese Technologie, wiederverwendbare Raketen zu implementieren, diese Schwerlastraketen wie Starship, sind ein deutliches Zeichen für einen starken Innovationstreiber, der aber auch viel Glück an seiner Seite hatte.

Wie sieht die nähere Zukunft bei Ihnen aus? Auch im Hinblick auf das Projekt im Kaukasus?
Das wird die komplexeste sowie größte Mission sein, die wir bis jetzt gemacht haben! Wir haben weitere Kollegen aus 25 Nationen dabei, sogar eine deutsche Analogastronautin: Anika Mehlis. Wir haben ein Set an sehr sorgfältig ausgewählten Experimenten aus den Bereichen Robotik, Geowissenschaft und Human Factors mit dabei, also ganz tolle Forschungsinstitute. Wir werden mit dieser Mission wieder ein Millionenpublikum erreichen, das ist einerseits sehr schön, hat andererseits aber den tieferen Sinn, dass wir möglichst vielen Menschen vor Augen führen möchten, dass die Dinge schon in Griffweite sind. Vielleicht überzeugt dies auch junge Menschen für ihre zukünftige Studien- und Berufswahl. Unsere Gesellschaft ist unglaublich tiefgehend auf Technologie angewiesen und wenn wir nicht genügend Menschen haben, die diese Technologien verstehen, die wissen wie diese funktionieren und Innovationen vorangetrieben werden, dann haben wir echt ein Problem. Unsere Kollateralaufgabe ist es, auch die Faszination zu verbreiten, dass es etwas Greifbares ist, dass es sich um Technologien handelt, die auch auf der Erde Anwendung finden können. Das sind reale Jobdiscriptions.

Um es nochmals zu verdeutlichen: Sie bauen dort die Gegebenheiten des Marses nach oder wie kann man sich das vorstellen?
Ja und nein, wir suchen uns eine Region, die Mars-ähnlich aussieht und auch geologische und mineralogische Ähnlichkeiten hat. Dort baut uns unser lokaler Partner in Armenien eine Basisstation, die grundsätzlich mal so ähnlich ist, wie das, was wir auf dem Mars auch hätten. Ein Mini-Containerdorf, in dem die Kollegen sich aufhalten. Solange sie sich im Habitat befinden, können sie sich ganz normal im T-Shirt und Overall bewegen. Sobald sie rausgehen, müssen sie die Raumanzugsimulatoren tragen. Unsere silbernen Anzüge sind im Augenblick die fortschrittlichsten Raumanzugsimulatoren, die es in Europa gibt. Und in diesen Stationen führen wir dann, nach einem Flugplan, der vom Mission Support Center in Wien vorgegeben ist, alle Experimente der Reihe nach durch: Bodenproben entnehmen, mit Robotern agieren, medizinische Versuche – also ein sehr dichtes Programm.

Aber alles noch ohne einen Anflug? Sie müssen vorher noch nicht in Wirklichkeit 200 Tage anreisen?
Genau, wir starten mit dem Projekt sozusagen "direkt auf dem Mars". 

Dann ist aber die Anziehungskraft der Erde auch noch eine andere und die Kälteextreme sind auch eine andere Liga. Es ist irgendwie wie ein Theaterstück.
Auch Ja und Nein – die Raumanzugsimulatoren sind so gebaut, dass sie auch diese Schwerkraftunterschiede kompensieren können. Die physiologischen Belastungsmuster sind identisch! 

Astronauten müssen irgendwann ja auch mal zum Arzt und müssen behandelt werden. Kann anhand von Daten gemessen werden, was dieser Person fehlt?
Wir untersuchen alle Astronauten sehr eingehend, sowohl physiologisch als auch psychologisch. Wir haben auch bei uns ein ganzes Team aus Medizinern, die im Hintergrund alles überwachen. Es gibt gewisse Standardprozedere, kontinuierliche Gesundheitsuntersuchungen, wir messen sehr viel. Wir können oft Probleme erkennen, bevor der Astronaut etwas bemerkt, also präventiv tätig sein. Wir haben aber auch viele Erfahrungen durch die vorangegangenen Expeditionen und haben schon ein Gefühl dafür, wo die kritischen Punkte liegen und wo sich Probleme entwickeln könnten. 

Man muss also in allen Bereichen kerngesund sein und alle anderen müssen sowieso auf der Erde bleiben und könnten und dürften gar nicht zum Mars fliegen?
Derzeit sieht das so aus, ja, es sind ja enorme Belastungen, die so ein Flug und Aufenthalt dort bedeuten würde. Wenn wir eine neue Gruppe von Analogastronauten selektieren, erfassen wir vom Status der Kandidaten bis zum Beginn der Ausbildung 637 Einzelparameter. Vom Cholesterinspiegel über die Körpergröße bis hin zur Fähigkeit Langeweile tolerieren zu können und so weiter.

Was würden Sie sagen ist das Maximalalter, um hier teilnehmen zu können?
Wir haben kein Maximalalter, wir haben ein Minimalalter von 25 Jahren, weil da die Lebenserfahrung schon eine gewisse Reife hat. Die höheren Altersstufen selektieren sich meistens selbst aus, wenn es um Reaktionsfähigkeiten geht. Wir sehen das so bei circa 40 bis 45 Jahren, das ist aber auch abhängig vom Beruf, wie zum Beispiel bei Testpiloten der Luftwaffe oder Raumfahrtingenieuren, da kann sich das anders verhalten. 

 

Text und Interview:
Elke Bauer, Theresa Schmidt
Organisation: Markus Hofmann
Foto: ÖWF/Florian VOGGENEDER
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