Schauspieler, Drehbuchautor und Produzent, verantwortlich für den gefeierten Pride-Month-Film "Firebird", der auf über 50 Festivals weltweit gezeigt wurde und ihm eine Auszeichnung als bester Schauspieler beim FilmOut Festival in San Diego eingebracht hat. Nach seiner Ausbildung spielte er neben Oscar-Preisträgern wie Eddie Redmayne in "The Theory of Everything" und in "Kingsman: The Secret Service" an der Seite von Colin Firth, Michael Caine und Samuel L. Jackson.
Wir sprachen mit ihm über die Problematik, die im Film Firebird auftaucht aber auch über ganz andere Sachen. Ein Highlight-Interview!
Du hast einen neuen Film herausgebracht: Firebird. Ein echtes Liebesdesaster. Das wir eigentlich in den 60ern und 70ern bereits zu lösen versucht haben, aber man sieht – es ist immer noch auf dem Plan: Homosexuelle Liebe. Was denkst Du darüber, dass wir uns heute immer noch mit geschlechtsspezifischen Problemen herumschlagen müssen, mit Verurteilung von Homosexualität und Nichtakzeptanz von Diversität? Du hast ja auch am Drehbuch mitgeschrieben und nicht nur eine der Hauptrollen gespielt.
Als ich die Story-Idee erhalten habe, habe ich erst einmal „WOW“ gesagt. Eine wahre Geschichte über zwei Menschen, die alles tun, um zusammen zu sein. Wir kennen alle das Gefühl, jemanden zu lieben. Und wir fragen uns alle, warum sollte es da irgendwelche Regeln und Beschränkungen geben, wen wir lieben dürfen. Bei Firebird hat diese Thematik einen wirklich besonderen Hintergrund. Die Geschichte spielt auf einem Armeestützpunkt, in einem Militärumfeld, zwei Menschen die kämpfen, um für immer zusammen sein zu können. Für mich stellte sich die Frage, wie wir Menschen inspirieren können, genau so zu leben.
Was denkst Du – ist es heute immer noch so schwierig innerhalb des Militärs seine Homosexualität auszuleben? Existiert dieses Problem nach wie vor? Ihr habt sicher recherchiert.
Das hängt stark davon ab, wo in der Welt man sich befindet. Ich kenne jemanden in der Britischen Navy der sich geoutet hat und dort über Jahre ganz komfortabel leben konnte ohne irgendwelche Probleme. Und seine Beziehung auch innerhalb des Militärs hatte. Aber wenn wir jetzt über Russland sprechen, da ginge das gar nicht.
Für mich stellt sich wirklich die Frage, wieviele Jahre und Jahrzehnte wir uns weltweit mit dieser Thematik noch herumschlagen müssen. Für mich persönlich hat es diese Problematik seit meiner frühesten Jugend nicht mehr gegeben. Geschlecht, Hautfarbe. Aber auf der Hälfte der Welt ist Homosexualität immer noch strengstens verboten.
Ich glaube es gibt kein Land auf der Welt, das sich hier zurücklehnen und sagen kann: „Wir haben das alles hinter uns gelassen.“ Es gibt enormen Fortschritt und enorme Sicherheit in vielen Ländern aber gleichzeitig trägt jeder von uns auch Verantwortung diesbezüglich. Und desto häufiger wir gleichgeschlechtliche Menschen Händchenhaltend auf der Straße spazierengehen sehen, desto normaler wird es für alle werden. Es ist ein Akt des Mutes und der Überwindung, dass sich so viele Menschen in unserer Umgebung dabei sicher fühlen können. Denn ganze Dekaden und Jahrhunderte sprach alles gegen Homosexualität. Aber es ist an der Zeit, dass Menschen das zeigen dürfen.
Nach Corona und dem Kriegsgeschehen brauchen wir nach einer kurzen Rückschau gegebenenfalls eine Neupositionierung. Ist das auch eines Deiner Themen? Musst Du irgendetwas ändern?
Ich denke, es war eine unglaubliche Zeit des Wachstums. Die meisten von uns wurden mit großen Herausforderungen konfrontiert. Und es war eine erstaunliche Möglichkeit für mich, das Verhalten im Wandel zu sehen. Wie wir es als Gemeinschaft und Individuen schaffen können, ruhig zu bleiben, verbunden zu bleiben und geduldig abzuwarten, weil wir ja alle eigentlich wissen, dass es auch wieder vorbei gehen wird, während die Welt in Terror ausbricht. Das war für mich die Pandemie – unglaublich viele fordernde Momente. Viele hatten solche Schwierigkeiten ihre Arbeit zu behalten. Und man hat so viele aus Angst handeln sehen. Aber wir haben immer eine Wahl, ob wir uns der allgemeinen Furcht anschließen oder uns zurückgelehnt und reflektierend fragen, wie man über diese Situation hinwegkommen kann und den Wandel zulassen kann.
Die Lösung ist oftmals nicht einfach eine Entscheidung für das Neue und gegen das Alte, sondern eine Erarbeitung der Zukunft aus der Gegenwart heraus und damit aus dem, was bereits geschaffen wurde. Was denkst Du darüber?
Eine wirklich interessante Frage. Wo wir uns in diesem Leben hinbewegen ist unsere Herausforderung, die es anzunehmen gilt. Ich bin ein Mensch, der sehr gerne tief in das Geschehen eintaucht. Die Vergangenheit ist bereits vergangen und wir können daran nichts mehr ändern. Aber was wir durchaus ändern können ist die Beziehung, die wir zur Vergangenheit haben. Wenn man zum Beispiel ein schweres Trauma erlebt hat, dann kann man das nicht ändern. Nichts und Niemand kann das ändern. Aber wir können beobachten, wie wir hier und heute auf solche Trigger und die Situation reagieren und dann können wir korrigierend ausschließlich in der Gegenwart eingreifen. Denn in der Gegenwart beginnen wir, unsere Zukunft zu kreieren.
Ich bin von Quantenphysik fasziniert. Ein leidenschaftliches Projekt von mir. Auch darüber zu schreiben. Und in der Quantenphysik heißt es, dass wir als menschliche Wesen unsere Realität durch das, was wir sind, ins Leben rufen. Dadurch, wie wir uns verhalten und sprechen kreieren wir unsere Realität und Reflexion auf unsere Art und Weise. Das gibt uns Kraft aber auch Verantwortung. Ich lebe permanent nach dem Motto: „Welche Art von Person möchte ich heute sein? Muss ich mich zeigen? Will ich inspirieren und die Freude am Leben zeigen?“ Und wir müssen uns buchstäblich bewusst machen, dass wir das tun müssen, entgegen allem, was uns vielleicht an diesem Tag passiert. Entgegen allem, was uns vielleicht in der Vergangenheit passiert ist. Der gegenwärtige Moment gibt uns die Möglichkeit im Jetzt ganz anders zu reagieren.
Das heißt Du glaubst nicht an ein Schicksal sondern empfindest Dich als Kreateur Deines Lebens? Jeden Tag?
Meditation ist für mich sehr, sehr wichtig. Ich habe sie mal einen gewissen Zeitraum nicht gemacht und habe den Unterschied als enorm wahrgenommen. Wenn ich diese geistige Ruhe nicht habe, werden mir einige Dinge nicht klar. Meditation bedeutet Bewusstwerdung. In dem Moment, wo wir uns gnz nebenbei der Dinge bewusst werden, das kann mitten im Verkehr sein, während uns der Vordermann wüst beschimpft oder mitten im Fitnesstraining, produziert der Körper Chemikalien, die Stress auslösen. Wenn ich meditiere am Morgen, passiert mir das nicht so unkontrolliert und ich lasse den anderen an der Ampel vor, zum Beispiel. Wenn ich meine eigene Realität ins Leben bringen möchte, dann möchte ich auch selbst bestimmen, wie diese aussehen soll. Aber bis zu einem gewissen Grad ist auch das Leben selbst am arbeiten, am für uns kreieren. Und dann passiert eben das ein oder andere. Und wir nehmen dann daran entweder teil und fühlen uns buchstäblich nicht als Opfer des Lebens oder das Leben passiert uns und wir sind aussen vor.
Wenn wir jetzt an die Ukraine oder Russland denken, dann ist oder war da keine große Wahl. Man konnte bleiben oder gehen. Oder vielleicht nicht einmal das.
Erst einmal muss ich sagen, dass ich zutiefst dankbar bin, über die Sicherheit der Umgebung in der ich mich gerade befinden darf. Ich bin so dankbar nicht in einer Umgebung zu leben, in der Tod eine konstante Wirklichkeit ist. Ich fühle also von ganzem Herzen mit diesen Menschen, die sich in so einer Situation befinden. Es kann so entkräftend sein, selbst diese Nachrichten zu lesen. Machtlos, eingreifen zu können. Der Co-Star in Firebird kommt ursprünglich aus der Ukraine. Er hatte nicht die Möglichkeit das Land zu verlassen, Männer unter 60 durften das nicht. Nur durch meine Zusammenarbeit mit der Human Rights Foundation haben wir ihn wenigstens für die Premiere des Films ausser Landes bringen können. Eine echte Ausnahme. Vielleicht könnte das ein Beispiel dafür sein, die gegebene Realität zu verändern. Ich denke, jede Person auf der Erde hat die Wahl jeden Tag die Umwelt mitzubestimmen. Wir können in jedem Moment verändern, wie wir auf die Umgebung antworten. Wir kreieren so die Veränderung für die Zukunft. Selbst wenn einem jemand die Pistole an den Kopf hält, gibt es die Akzeptanz des Moments - undenkbar für mich, da ich noch nie in einer derartigen Situation gewesen bin – aber dennoch, selbst in so einer Situation kann ich mich entscheiden ob ich der Person vergeben möchte oder nicht. Einer Person, die vielleicht durch Einfluss von Aussen in diese furchtbare Situation gebracht wurde und trotz allem ihr Bestes gibt, weil sie womöglich glaubt, dass dies ein Krieg ist, den es sich lohnt zu führen, auch wenn das nicht so ist.
Was hältst Du denn von morphogenetischen Feldern, wenn wir schon über Quantenphysik sprechen? Das bedeutete, dass wir alle verbunden sind und jeder Einzelne von uns idealerweise mit seiner bestmöglichen Version. Und wenn man dann etwas verbesserte, würde man auch gleichzeitig ein wenig das Leben anderer verbessern?
Sicher. In der Quantenphysik gibt es etwas das man „Mitverstrickung“ nennt. Das bedeutet, dass Menschen mit denen man energetisch sehr verbunden ist, durch zum Beispiel eine ähnliche Emotionswelt oder auch Gene, Heilung erfahren können, wenn man sich selbst heilt. Es wurde anhand der Quantenphysik bereits nachgewiesen, dass sich dann die Genexpression verändern kann. Man kann die Gene selbst nicht verändern.
Auch Erfolg will kreiert werden. Arbeitest Du immer am Erfolg? Hast Du immer ein Ziel vor Augen?
Sehr gute Frage! Für mich liegt die Betrachtung des Erfolgs, wie es auch über die Schönheit von etwas gesagt wird, im Auge des Betrachters. Erfolg ist das, was man ihm beimisst. Firebird war für mich sehr erfolgreich in der Hinsicht, dass es meine Beziehung zu mir selbst und dem, was ich dachte, zu was ich fähig bin, verändert hat. Ich zum Beispiel hatte eine sehr schwierige psychische Phase bevor wir den Film gedreht haben. Ich war mir nicht sicher, ob ich diese schwere Rolle spielen könnte. Mein Selbstbewusstsein war nicht da, wo bist du ? Es sein sollte. Ich konnte also wählen, ob ich in die Angst gehe, oder ob ich die Angst überwinde und es einfach mache. Es gibt so viele Momente im Leben, in denen man eine Wahl hat. Für mich wäre Erfolg in einem Marvel-Film mitzuspielen. (Lacht)
Du möchtest Spiderman sein? (Lacht)
Ja, denn für was stehen diese Comics? Menschen Hoffnung zu geben, für etwas zu stehen, an etwas zu glauben. Und das ist genau das, um was es mir auch geht. Also wenn Du mich fragst, was für mich Erfolg wäre, dann ja: gutbezahlt in einem Marvel-Film mitzuspielen. Das wäre großartig! Aber Erfolg ist für mich auch die Freiheit zu wählen, wie mein Tag aussehen soll, wie ich mein Leben verbringen möchte. In mir zu ruhen. Denn der größte Luxus, den wir heute im Leben erreichen können, ist Ruhe.
Interview: Elke Bauer
Photographer: Vincenzo Buscemi
Photo Assistant: Svenja Blobel
Stylist: Anamarija Knezevic
Makeup Artist: Emma Dow