Von der Freiheit, lieben zu dürfen
Verbotene Liebe, Sturm der Liebe, 2007 hatte sie dann international mit ihrer Rolle als Uschi Obermaier ihren Durchbruch: Natalia Avelon. Doch wie steht die bekannte Schauspielerin selbst zur Liebe, wo sich ihre Rollen doch gerne mal nur um diese drehen?
Da ist er, der Frühling. Zumindest kommt er bald. Eine Jahreszeit, in der durchaus das Verlangen nach einem Partner und erfüllten Stunden zu zweit auf der Agenda stehen. So will es die Natur. Doch dass sich hier, über die Jahrhunderte hinweg, ein wenig Frust aufgebaut hat und Liebe manchmal immer noch unverstanden ist, nicht völlig frei und so gelebt werden kann, wie es einfach schöner wäre, davon kann Regisseur Achim Bornhak ein Lied singen. Zumindest hat er 2007 einen Film zum Thema gedreht – er ließ die 68er Generation wieder aufleben und Uschi Obermaier in "Das wilde Leben" über unsere Leinwände revoluzzen. In ihrer Rolle: Schauspielerin Natalia Avelon.
Ob er Natalia gewählt hat, weil sie Uschi ein wenig ähnlich sieht – bestimmt. Weil sie schön ist und eine sexy Ausstrahlung besitzt, mit Sicherheit. Schließlich ist sie bis heute auch ein begehrtes Fotomodell. Aber, um mit einem Charakter derart überzeugend verschmelzen zu können, braucht es mehr als nur treffendes Aussehen und Ausstrahlung. Man muss empfinden können, was man da so spielt. Es bedarf eines reflektierten Menschens, der in seinen Ansätzen die Rolle zutiefst versteht und so unprätetiös, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, den Charakter wiedergeben kann. Dass sie die optimale Besetzung der Rolle war, sieht man an ihren Antworten auf unsere Fragen zur Liebe. Uns begegnet ein liebevoller, überlegter Mensch, der den freiheitlichen Gedanken durchaus auf seine persönliche Fahne geschrieben hat.
Natalia, was bedeutet Liebe für Dich und wann kannst Du sie so richtig empfinden?
Liebe heisst für mich in erster Linie: Bedingungslose Akzeptanz gegenüber der anderen Person und vor allem gegenüber sich selbst. Loyalität und Vertrauen sind für mich ebenfalls Ausdrucksformen von Liebe. Wenn mich mein Gegenüber in seine oder ihre emotionale, verletzliche, pure Innenwelt reinlässt, fühle ich Liebe extrem. Und wenn sich Menschen freuen! Das liebe ich! Das macht mich glücklich!
Denkst Du, nachdem Du ja die Uschi Obermaier in "Das wilde Leben" (2007) gespielt hast, dass in den 60er und 70er Jahren in Sachen freier Liebe etwas erreicht wurde oder war es eher nur eine Revolution gegen die Spießigkeit und die Liebe stand gar nicht im Vordergrund?
„Für“ die freie Liebe statt „gegen“ die Spießigkeit ist natürlich eine viel positivere Parole! Ich glaube schon, dass Liebe ein wichtiger Aspekt war damals. Die Sehnsucht nach Freiheit und Frieden. Ohne Liebe ist beides nicht möglich. Es wurde sehr viel erreicht, damit jedes Individuum seine Definition von freier Liebe leben kann. Aber es gibt noch einiges zu tun.
Kann Liebe überhaupt frei sein und was bedeutet das?
Liebe ist nur dann frei, wenn man sich selbst in keinerlei Hinsicht einschränkt, was Bedüfnisse, Vorlieben, Emotionen oder die Moral betrifft. Vor allem ist Liebe nur dann echt, wenn man gelernt hat, sich selbst absolut zu akzeptieren. Mit all seinen Schwächen und Narben, die man hat und den Fehlern, die man im Leben eben begeht. Das ist oftmals ein langer und schmerzhafter Weg. Aber die absolute Basis für Freiheit. Und die hat nie etwas mit dem Partner zu tun. Jeder ist für seine eigene Freiheit selbst verantwortlich.
Was meinst Du: Sind Begegnungen vorherbestimmt?
Ich glaube, dass man, wie ein Magnet, das anzieht, was man braucht und das, was man energetisch ausstrahlt, sendet. Ausserdem glaube ich daran, dass das Leben pure Mathematik ist. Eine Quelle von unendlich vielen Möglichkeiten. Ein Spiel.
Photography: Dirk Bader
Hair & Make Up: Renata Traupe