Sie ist wie ein sanfter Lichtstrahl, der alles um sich herum erhellt: Nagia El Sayed, Unternehmenssprecherin der ARTDECO
Cosmetic Group, Senior Vice President PR & Communications, Senior Vice President und Mitglied der Geschäftsleitung der cosmetic creativ service GmbH. Ihre Warmherzigkeit zeigt sich in ihrer Fürsorge, in den kleinen Gesten, die Trost spenden, und in ihrer Fähigkeit, Menschen miteinander zu verbinden. Sie trägt ein großes, gebendes Herz in sich, das sich in jedem Lächeln, in jeder Umarmung und in jedem liebevollen Wort widerspiegelt. Immer ist sie eine Quelle der Stärke, die nicht nur ihre Liebsten unterstützt, sondern auch die Welt ein wenig heller und menschlicher macht. Aber Nagia El Sayed ist auch eine absolute Meisterin der Strategie, wenn es darum geht, neue Ideen zu entwickeln, zu skalieren, zu wachsen, eine Marke aufzubauen und die Dinge für den Erfolg zu positionieren. Jemand, der immer dafür sorgt, dass alles auch wirklich passiert, dass umgesetzt wird und dass Inhalte dahinter stehen. Seit vielen Jahren ist sie privat mit einer Ikone verheiratet: Prof.Sigmund Gottlieb, er war 20 Jahre lang der Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks und so Herr über die Tagesthemen und Co. Wir alle kennen ihn. Haufenweise Gründe also, um Nagia El Sayed in München zu treffen und mit ihr darüber zu sprechen, wie sie zur starken Frau wurde, welche Werte sie vertritt und inwiefern wir alle von ihr lernen können.
Liebe Nagia, Du bist eine sehr erfolgreiche Frau. Deine Erfolgsgeschichte ist beispielhaft. Bist du ein Mensch mit Ausdauer?
Ich würde mal so sagen: Ja, auf jeden Fall, obwohl ich eher eine Sprinterin bin. Du kannst nur gewinnen, wenn Du mit höchster Ausdauer immer wieder trainierst, um die Spitze zu erreichen oder an der Spitze zu bleiben.
Wolltest Du immer schon erfolgreich sein oder hattest Du einfach nur eine Menge Glück?
Ja, ich wollte die Beste sein. Ich erinnere mich: schon als Kind wollte ich beim Geräteturnen an den Ringen am höchsten hinaufschwingen. Ich war mein Leben lang ehrgeizig, habe immer hart gekämpft und war so meines eigenen Glückes Schmied.
Du sprichst sehr oft von Deinen Eltern. Welche Bedeutung hat Dein Elternhaus für Deinen weiteren Lebensweg gehabt?
Meine Eltern haben mir – wie man so schön sagt – Flügel verliehen und Wurzeln gegeben. Damit haben sie wesentlich zu meinem beruflichen Erfolg beigetragen. Dafür bin ich Ihnen unendlich dankbar.
Dein Vater ist Ägypter, Deine Mutter ist Deutsche, Du bist in Wien geboren und führst ein kosmopolitisches Leben. Was bedeutet Toleranz für Dich?
Meine Eltern sind das beste Beispiel für gelebte Toleranz. Die Religion meines Vaters ist der Islam. Meine Mutter ist Katholikin, genauso wie ich. Für meinen Vater ist es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass er mit uns gemeinsam an Weihnachten oder Ostern die Christmesse besucht. Das ist für mich gelebte Toleranz.
Toleranz hat für mich immer mit Menschen zu tun, die Vorbilder sind. Tief beeindruckt hat mich auch Anwar As-Sadat, der ägyptische Präsident, der den Friedensnobelpreis erhielt und 1981 einem Attentat zum Opfer fiel. Ich sehe ihn noch vor mir, als ich ihm während eines Deutschlandbesuchs als kleines Mädchen vorgestellt wurde.
Siehst Du die Gefahr eines aufkeimenden Rassismus in Deutschland?
Ich sehe den Rassismus nicht nur aufkeimen. Dann könnte man ihn ja noch im Keim ersticken. Die Keime sind längst aufgegangen und breiten sich immer weiter aus. Rassismus von rechts, Rassismus von links, Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft, unterschwelliger bis offener Rassismus. Auch ich habe im Laufe der Jahre Rassismus mir gegenüber erlebt.
Wie eng bist Du heute noch mit dem Land Deines Vaters, mit Ägypten, verbunden?
Ich reise, wenn möglich, mehrmals im Jahr ins Land meines Vaters. Ich bin jedesmal aufs Neue fasziniert von den Menschen, vom Nil, der Lebensader des Landes und davon, wie rasant sich die Hauptstadt Kairo verändert. Ägypten hat für mich einfach eine magische Anziehungskraft, die mir jedesmal neue Energie verleiht. Die Tage in Ägypten streicheln ganz einfach meine Seele.
Du wirkst sehr stark. Bist Du auch verletzlich?
Ja, das bin ich. Und manches in meinem Leben hat mich tief verletzt. Doch das habe ich in den Sand geschrieben und die Verletzungen sind längst vom Wind verweht.
Hat man es als Frau schwerer oder leichter als ein Mann in einer Spitzenposition?
Diese Frage habe ich mir nie gestellt. Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn zu keinem Zeitpunkt das Gefühl gehabt, es schwerer oder leichter zu haben als die Männer im Unternehmen.
Es ist immer die Leistung, auf die es ankommt und nicht das Geschlecht.
Bleiben wir aber nochmal bei diesem Thema, was denkst Du, sind Frauen die besseren Führungskräfte?
Wie gesagt, es reicht nach meiner Einschätzung nicht aus, Talente nur nach dem Geschlecht, nach männlich oder weiblich einzuteilen. Daran Unterschiede im Führungsstil festmachen zu wollen, greift natürlich zu kurz. Aus meiner jahrzehntelangen Erfahrung in globalen wie in Familienunternehmen weiß ich jedoch, dass es einige Qualitäten gibt, die verstärkt bei uns Frauen anzutreffen sind. Sie zu nutzen, tut jedem Unternehmen gut und wirkt sich im besten Fall positiv auf das Team aus. Die Stärke von Frauen im Unternehmen ist es doch, zuhören zu können und ein offenes Ohr für die Probleme der Kolleginnen und Kollegen zu haben. Man sollte nichts verallgemeinern: Aber die Stärke weiblicher Führungskräfte ist nach meiner Beobachtung die Kommunikation. Es hat ja seinen Grund, dass gerade in diesem Verantwortungsbereich immer mehr Frauen gefragt sind. Im Übrigen haben mir Männer in Unternehmen bestätigt, dass die Frauen oft mit viel größerer Gewissenhaftigkeit und Empathie an Dinge herangehen, als sie selbst es tun. Und wenn das schon die Männer sagen, wird ja vielleicht etwas dran sein – oder?
Wie steht Deutschland bei weiblichen Spitzenkräften im internationalen Vergleich da?
In den vergangenen Jahren hat es schon viele Veränderungen zum Positiven gegeben. Vor allem im Bereich der Human Ressources, der Personalentwicklung, nutzen die Unternehmen mehr und mehr weibliche Kompetenz. Dennoch sehe ich noch Luft nach oben. In Deutschland beträgt der Anteil weiblicher Führungskräfte rund 30 Prozent. In Lettland, Polen oder Schweden sind fast die Hälfte der Führungskräfte Frauen. Warum sollten wir das nicht auch schaffen?
Was heißt für Dich eigentlich Freiheit?
Ich habe das Gefühl, dass viele von uns die Freiheit, die unsere Demokratie bietet, nicht mehr zu schätzen wissen. Und auch nicht mehr wissen, dass Freiheit und Verantwortung untrennbar miteinander verbunden sind. George Orwell hat – wie ich finde – sehr treffend gesagt: „Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen”. Ich finde, der Satz besitzt hohe Aktualität.
Wie wichtig ist für Dich Verlässlichkeit?
Verlässlichkeit ist für mich die Grundlage menschlichen Zusammenlebens im Beruf wie im Privaten. Ohne Verlässlickeit gibt es kein Vertrauen. Vertrauen kann nur dann entstehen, wenn ich meinem Gegenüber einen Vorschuss an Vertrauen gebe.
Du hast schon sehr viel erreicht. Fühlst Du Dich reich und zufrieden?
Ich würde es anders ausdrücken: Ich bin dankbar und voller Demut angesichts der großartigen Menschen, die ich in meinem Leben habe. Das macht mich heute so glücklich. Für die Zukunft bin ich voller Zuversicht und Tatendrang.