LIEBENSWERT! Gladiator Ralf Moeller im exklusiven Interview

LIEBENSWERT! Gladiator Ralf Moeller im exklusiven Interview

Was bedeutet wahre Größe? Ist es der Körper, der überragt? Der Ruhm, den Millionen kennen? Oder liegt sie in den stillen Gesten: In einem Lächeln, das ansteckt, in der Loyalität, die niemals nachlässt, in der Wärme, die man spürt, wenn jemand einfach da ist?

Ralf Moeller – Gladiator, Hollywood-Star, Mr. Universum, 1,96m groß – stand mit Größen wie Arnold Schwarzenegger, Russell Crowe und Angelina Jolie vor der Kamera. Man könnte ihn nur als den Bodybuilder, Schauspieler und Regisseur sehen, der sich durch Blockbuster kämpft. Doch wer ihm begegnet, erkennt sofort: seine größte Stärke ist nicht der Bizeps, sondern sein Herz. Er spricht nie schlecht über andere, drängt sich nicht in den Vordergrund, beschützt, lacht, liebt Tiere, lebt vornehmlich vegan aus Überzeugung, setzt sich für Kinder in sozialen Brennpunkten ein, für mehr Nachhaltigkeit, das Handwerk, trainiert mit eiserner Disziplin – und bleibt dennoch immer nahbar.

Es ist diese Mischung aus Kraft und Sanftmut, aus internationalem Ruhm und liebenswerter Bodenständigkeit, die ihn so einzigartig macht. Ralf Moeller zeigt uns: echte Helden erkennt man nicht an ihrer Rüstung, sondern an der Wärme, die sie in die Welt tragen.


Lieber Ralf, was bedeutet für Dich wahre Größe?
Wahre Größe ist für mich, ganz simpel, wenn man irgendwo hinkommt, in ein Hotel zum Beispiel, dass man dort nicht nur den Direktor begrüßt, sondern auch alle anderen Mitarbeiter, die da stehen und sich ihnen vorzustellen. Man muss nicht immer meinen, dass die Leute jeden kennen. Es ist der Respekt vor den Menschen, Respekt vor den Arbeitern, allen Menschen, die doch letztendlich alle gleich sind.

Wie viel Sanftheit braucht es, um im Leben stark zu sein?
Na ja, es kommt immer auf die Situation an. Ich habe gerade von meinem Cousin erfahren, dass er Krebs hat und nur noch vier bis sechs Monate zu leben hat. Das hat er jetzt mal kurz vor drei Wochen erfahren, als Beispiel. Da muss man jemandem im Grunde Mut zusprechen, das haben nicht alle Ärzte getan. Viele waren da ganz vorschnell und meinten: „Sie haben ja noch drei Monate zu leben, haben Sie sich schon um ihr Testament gekümmert und wollen sie nochmal irgendwo hinfahren, wo sie noch nicht waren?“. Das hat meinen Cousin natürlich umgehauen. In derartigen Situationen müsste man schon ein bisschen mehr Gefühle zeigen. Leider ist klar, der Alltag bei den Ärzten und Krankenhäusern ist immer brutal, weil sie immer mit Leben und Tod zu tun haben. Aber am Ende ist es doch ein Mensch und das könnte man dann doch ein bisschen besser kommunizieren.

Aber Sanftheit darf man im Grunde auch nicht falsch verstehen. Wenn man zu gut ist, dann sagen die anderen: „Mit dem können wir es ja machen.“ Also es gibt immer irgendwo Schnittstellen, wo man sagt: „Bis dahin, aber jetzt kriegst Du auch nochmal meine Meinung dazu zu hören.“ Und es braucht mehr Aufmerksamkeit dem anderen gegenüber. Vielleicht ein bisschen lächeln und auch mal ein Lächeln zurückgeben.

Viele beschreiben Dich als jemanden, der beschützt. Wen hast Du in Deinem Leben besonders beschützt – und wer hat Dich beschützt?
Na ja, die Eltern natürlich, die haben mich immer beschützt, die sind ja für jeden die Ersten. Meine Mutter ist jetzt vor fünf Monaten verstorben mit 88. Sie war im Pflegeheim die letzten anderthalb Jahre. Für mich verdienen auch die Pflegerinnen und Pfleger den allergrößten Respekt. Überhaupt Menschen, die etwas für andere Menschen tun, ob es Ärzte sind, Ärztinnen, Krankenschwestern, Polizisten, Feuerwehrleute, also alle, die auch mal über's Wochenende arbeiten müssen und im Einsatz sind und sich wirklich aufopfern für andere.

Natürlich gibt es auch Menschen, die nicht so eine schöne Kindheit wie ich genießen durften. Ich bin ein Einzelkind und meine Eltern waren immer für mich da. Und natürlich bekommt man das als Eltern dann auch zurück und ich habe mich immer um meine Eltern gekümmert. Ich war auch während der Coronazeit sieben Monate in Deutschland und bin mit meinen Eltern zum Impfen gegangen. Und wir haben viele Sachen unternommen. Das habe ich leider manchmal von anderen nicht so gehört. Es gibt leider auch viele, die sich nicht um ihre Eltern kümmern. Ich sage, dass man sich kümmern sollte, so lange man sie noch hat. Ich sage: „Macht das, solange ihr sie noch habt.“ Aber ich muss auch sagen, dass ich nicht nur der Familie helfe, sondern auch dem Fremden, wenn er in Not ist, sofort behilflich bin. Das nennt man Nächstenliebe. Und die ist bei mir sehr ausgeprägt. 

Disziplin begleitet Dich seit Jahrzehnten. Was ist Dein 
Geheimnis, sie so leicht wirken zu lassen?
Also, die meisten tun sich ja schwer mit Disziplin. Mit dem täglichen Soll. Aber wenn man im Leben Ziele hat, dann ist es irgendwie einfacher. Auch wenn man die Ziele nicht immer erreicht. Es ist ja nicht immer so, dass man alles, was man sich wünscht oder was man in Gedanken hat, erreicht. Aber der Gedanke, es zu erreichen, ist sehr, sehr wichtig. Als ich das erste Mal nach Amerika geflogen bin, damals mit 22, da war ich bei der Stadtverwaltung als Schwimmmeister und habe Urlaub genommen. Dann war ich bei der Bundeswehr und war dann mit 23 selbstständig, habe Bodybuilding gemacht, habe Seminare gegeben, in Studios Gastauftritte gemacht und habe über Ernährung und Muskelaufbau gesprochen. Später kamen dann Werbeverträge dazu. Heute bin ich 66. Ich hatte immer viele Ziele, die ich nicht alle erreicht habe, aber ich habe eben auch viele davon erreicht.

Ich habe im Leben mehr Neins gehört als Jas, aber das Ja kann man nur hören, wenn man auch viel versucht. Natürlich gibt es auch bei mir mal schlechte Laune, aber dann sagt man sich: „Mensch, Du machst Dir da Sorgen um diese und jene Nichtigkeiten.“ Das sind nicht wirklich Sorgen, wenn man zum Beispiel meinen vorhin erwähnten Cousin betrachtet. Die Gesundheit ist natürlich das Wichtigste. Aber sich im Leben auch mal nicht immer zu ernst zu nehmen, auch mal über sich selbst lachen zu können, das hilft auch viel. Und hat bis jetzt geholfen. 

Bodybuilding ist ein Sport, der endlose Wiederholung erfordert. Immer und immer wieder die gleichen Bewegungen, die gleichen Abläufe. Wie stehst Du zu den Wiederholungen im Leben?
Ich habe mit sieben Jahren mit dem Schwimmsport angefangen, bis ich 15 war, dann habe ich zwei Jahre geboxt. Bodybuilding dann mit 17,5 Jahren – da wurde ich übrigens in Landshut süddeutscher Meister – als Westfale in Bayern, in Süddeutschland. Albert Busek war damals bis heute immer eine begleitende Person. Aber ich habe nicht immer nur die Hanteln bewegt. Muskeltraining, klar, aber ich bin auch immer zwischendurch Fahrrad gefahren oder gelaufen. Natürlich ist es wichtig, dass man Wiederholungen macht.

Der nächste Film heißt Dragon Lord. Natürlich muss ich auch da immer wiederholen, weil ich den Text lernen muss. Und nur durch Wiederholungen kann man auch etwas erreichen, lernen und auch seine Muskeln aufbauen. Ich musste in meinem Leben fünf, manchmal sechs Tage bis zu 30 Tonnen Eisen bewegen. Habe mich auch dementsprechend ernährt und habe auch vier Anläufe unternommen, um Weltmeister, Mr. Universum, zu werden. Aber ein Steinbock gibt nicht auf. 1986 in Japan, in Tokio, da wurde ich dann Mr. Universum und zwar dann auch unter den Bedingungen des IOC, des Olympischen Komitees, und mit Doping-Kontrollen. 1986 war ich dann der erste durch das IOC offiziell anerkannte Mr. Universum. Ich habe da also nie aufgegeben. Wenn ich jetzt gesagt hätte: „Ach, das schaffe ich sowieso nicht“, weil ich beim zweiten Mal nicht gewonnen habe oder beim dritten Mal, wäre ich nicht Mr. Universum geworden. Auch hier waren die Wiederholungen wichtig. Nicht aufzugeben. 

Muhammad Ali hat mal was Großes gesagt, auf die Frage, wieviele Wiederholungen er macht: „Ich zähle erst dann, wenn es weh tut.“ Das heißt, nicht die ersten zwölf oder 15, sondern dann, wenn man daran denkt, dass man nicht mehr kann, dann kommen die wichtigen Wiederholungen. Und das ist auch später gut fürs Business oder überhaupt für Ziele. Wiederholungen sind wichtig, nicht aufgeben, Glaube an sich selbst, Gas geben und wenn es Gegenwind gibt, dann erst recht. 

Viele Dir eigentlich unbekannte Menschen haben das Gefühl, Dich zu „kennen“ – einfach, weil Du schon so lange Teil ihres Lebens bist. Was macht das mit Dir?

Ja seit über 35, 40 Jahren wird über mich berichtet. Ja, man denkt, man kennt mich. Man ist mit dem groß geworden, ist ja der Moeller. Da ist er. Wenn ich morgens zum Bäcker gehe, dann sprechen wir als erstes guten Morgen, dann nehme ich mir die Bildzeitung zum Lesen, nehme einen Kaffee oder mal ein Brötchen, was auch immer, dann sprechen wir über das Wetter, und danach erzähle ich dann dem Bäcker und seiner Frau, wo ich jetzt, heute und morgen bin. Ich habe mich selbst im Leben nie so bitterernst genommen. Solange mir Respekt entgegengebracht wird, bin ich dabei. 

Aber es gibt schon irgendwann mal eine Schmerzgrenze, das ist klar. Das sieht man auch an den Sachen, für die ich mich einsetze. Ob es jetzt für „Starke Typen“ ist, das war damals mit Ursula von der Leyen, als sie Familienministerin war, das habe ich über zehn Jahre lang gemacht und gegen Vorurteile an Schulen gearbeitet, 2008 war ich eine Woche in Afghanistan, wo es richtig zur Sache ging und habe da Fitnessgeräte für die Soldatinnen und Soldaten rübergebracht, oder mein Einsatz für den Weißen Ring, für Opfer von Gewalttaten. 

Das alles habe ich gemacht, weil ich es auch gerne gemacht habe. Auch andere Leute, die im Schatten stehen, ins Scheinwerferlicht zu bringen, oder deren Arbeit, wie jetzt für meine Initiative: „Motivation Handwerk“, mit der wir junge Menschen für das Handwerk begeistern möchten. Motivation Handwerk habe ich mit der renommierten Workwear Firma Hans Schäfer gestartet, und wir sind stolz auch viele Politiker von Bundeskanzler Friedrich Merz bis Ministerpräsident Markus Söder sowie Handwerkspräsident Jörg Dittrich für die Aktion gewonnen zu haben, um gemeinsam das Scheinwerferlicht auf das Handwerk und seine fantastischen Karrierechancen zu setzen.

Deine Liebe zu Tieren hat Dich zum Veganer gemacht. Was berührt Dich so sehr an ihnen?
Na ja gut – ich habe auch 40 Jahre lang Fleisch gefuttert. Steaks. Vor sechs Jahren bin ich dann durch einen Freund Veganer geworden. Karotten, Spinat das kriegen wir alles schon als Baby oder Kind. Ich habe gemeinsam mit Koch Timo Franke ein Buch gemacht, das heißt: Vegan Gladiators. Vegan bedeutet nicht undbedingt zwanghaft einer Ernährungsdoktrine zu folgen, es kann vielmehr tatsächlich auf den Körper heilend wirken. Zum Beispiel bei Gelenkschmerzen ist es manchmal gut, das Fleisch wegzulassen. Oder den Fleischkonsum auf 50 Prozent zu reduzieren. Mit 20 und 30 Jahren, da verkraftet das der Körper alles. Wenn man aber in die 50er geht oder in die 60er, dann sieht das meist anders aus und das ist ja mein Thema – wir haben über 20, 25 Millionen Menschen, die heute zwischen 55 und 65 sind. Da geht es mir darum, dass auch die eben mit 60 und 70 noch ihre Schuhe selbst zumachen können. Man kann immer mal schauen, dass man an der Ernährung was umstellen kann, bevor man zum Arzt geht, denn damit kann man schon recht viel ändern. 

Um auf Deine Frage zu kommen: wenn ich natürlich sehe, wie Hühner eingesperrt sind, dass sie sich kaum bewegen können, dass Schweine geschlachtet werden, auf die brutalste Art und Weise und man diesen Tieren mal in die Augen voller Angst geschaut hat, dann berührt das natürlich. Aber ich esse auch schon mal ein Ei, ich esse sogar noch manchmal ein bisschen Sushi. Und sogar vielleicht zweimal im Jahr oder dreimal, wenn ich irgendwo essen gehe, esse ich ein Steak oder ein Stückchen Wild. Ich bin 80 Prozent vegan, sage ich jetzt mal, und dadurch, dass ich so gut wie kein Fleisch esse, bin ich heute mit 66 fitter als ich mit 45 war. Da war ich auch trainiert, aber ich habe jetzt ein Gewicht von 110 Kilo, früher waren es 123 Kilo.

Würdest Du Dich als Schauspieler für eine Rolle stark verändern? 30 Kilo abnehmen oder 30 Kilo zunehmen?
Ja, das haben ja viele getan. Robert De Niro, Russell Crowe, mit dem ich übrigens vor knapp sechs Wochen noch in München zu Abend gegessen habe. Also ja, wenn es Sinn ergibt, dass ich für eine Rolle abnehmen oder zunehmen müsste, dann würde ich das machen. Was natürlich nicht einfach ist, das kann man sich vorstellen. Denn mit 20 oder 30 Jahren nimmt man leicht zu oder ab. Ich habe das aber bei Russell Crowe miterlebt, der hat da große Schwierigkeiten nachher gehabt, mit Ende 50, und hat das Gewicht kaum mehr runtergebracht.

Hollywood kennt Dich als Kämpfer. Aber in welchem Moment hast Du zuletzt einfach nur das Leben still genossen?
Ich genieße das Leben immer. Na klar gibt es Tage, wo man arbeitet und 12, 14, 15 Stunden am Set ist. Oder es gibt Aufgaben, aber gerade wenn man älter ist, ist es wichtig dranzubleiben und so viel zu machen, wie es nur geht. Mein Thema ist Mobilität im Alter. Und zwar ab 55 aufwärts bis hoch in die 90er Jahre.

Welche Begegnung hat Dich so tief berührt, dass Du sie nie vergessen hast?
Das werde ich nie vergessen, es war so vor 25 Jahren, und hat leider auch wieder mit Krankheit zu tun, beziehungsweise mit einem Jungen, der 14 Jahre alt war. Ich war eigentlich schon auf dem Weg nach Los Angeles. Dann kam die Anfrage, ob ich nach Krefeld fahren könne, da gäbe es einen Jungen, der mich unbedingt sehen möchte. Er hatte Krebs, sie hatten ihm schon ein Bein abgenommen. Ich habe mich auf sein Bett gesetzt und er erzählte, was er so gerne machen würde. Er würde gerne in die Antarktis fahren und das viele Eis sehen und eine Dokumentation darüber machen. Was mich so berührt hat war, wie er im Grunde den Eltern oder den Verwandten Mut gab, und auch mir gut zuredete. Es war nicht so, als wenn er der Kranke ist oder nicht mehr lange zu leben hat, sondern er hat uns gut zugesprochen. Da bin ich anschließend rausgegangen und hatte dann auch Tränen in den Augen.

Manche Eigenschaften bemerkt man erst, wenn man älter wird. Oder wenn etwas fehlt. Gibt es Eigenschaften an Dir oder anderen, die Du früher unterschätzt hast – die Dir heute wichtig sind?
Ich habe jetzt mehr Geduld als früher. So mit 20, 30 Jahren hatte ich so gut wie keine Geduld mit irgendetwas gehabt. Heute bin ich auch nicht mehr so schnell, dass ich gleich reagiere, sondern dann vielleicht doch mal drei, vier Tage darüber nachdenke. Manchmal habe ich früher Sachen entschieden und am anderen Tag habe ich gedacht, ach, hätte ich das doch anders gemacht. Das ist genauso, wenn man ein Skript liest, eine Geschichte, ein Drehbuch und dann findet man, wenn man es dann zwei, drei Tage später nochmal liest, Sachen, die man beim ersten Mal gar nicht mitbekommen hat. Ich habe gelernt, mir Zeit zu lassen, bei den Entscheidungen.

Obwohl Du so viel erlebt hast: Wirst Du manchmal noch nervös – bei irgendetwas?
Sagen wir mal so, nervös vielleicht nicht, aber eine freudige Aufgeregtheit vielleicht manchmal. Wenn ich vor 12.000 Leuten in der Olympiahalle an einem Wochenende als Gastredner oder als Interviewer dabei war, da ging ich raus und redete, da fällt mir immer etwas ein und erzähle das frei. Und ob ich mich da nun verspreche oder nachdenke, das ist dann egal. Wenn man sich zu sehr vorbereitet, dann wirkt es mechanisch und ist auch nicht real. Ich springe auch schon mal rein, ins Wasser. Ich muss nicht immer der Sieger sein und nicht immer der Held, sondern in dem Moment bin ich der Mensch, der anderen was überbringen will, der motivieren will, dass sie davon lernen oder ich lerne von ihnen.

Welche Menschen würdest Du als die liebenswertesten bezeichnen?
Liebenswert sind all die Menschen, die achte ich sehr, die sich für andere einsetzen, die sich auch mal Zeit nehmen für andere. Die zum Beispiel an Weihnachten auch mal was selbst machen oder basteln, statt etwas zu kaufen, sodass man sieht, derjenige hat sich Zeit dafür genommen. Denn Zeit ist das Wichtigste. Jede Sekunde, jede Minute geht sie vorbei. Zeit ist das Kostbarste überhaupt. Deshalb versuche ich auch immer pünktlich zu sein, um nicht dem anderen die Zeit zu stehlen.

Nachhaltigkeit ist für Dich ein großes Thema. Ist es auch eine Form von Liebe – zur Welt, zu den Menschen, zu kommenden Generationen?
Wir wollen ja natürlich unseren Kindern oder Enkelkindern eine Welt übergeben, die so ist wie die, in der man auch groß geworden ist. Wir erleben jetzt immer wieder Naturkatastrophen, Kriege, all das Ganze. Was wird mit Putin, was wird mit der Ukraine, wird es Frieden geben? Was ist in Syrien los? Es gibt so viele Kriegsgebiete, es gibt so viele hungernde Menschen. Insofern sind Nachhaltigkeit und Liebe zur Natur oder deren Wertschätzung aber auch Nächstenliebe und die Liebe zu sich selbst elementar.

Lass uns nochmal über „Motivation Handwerk“ sprechen. Warum liegt Dir das Handwerk so am Herzen?
Na ja – ohne das Handwerk geht es nicht? Es gibt 5,6 Millionen Beschäftigte, 1.038.315 Betriebe, 757 Milliarden Euro Jahresumsatz im Jahr 2024 – mehr als Mercedes, BMW und VW zusammen, aber es ist jetzt schon schwierig einen Handwerker zu bekommen und es wird noch schwieriger, denn zigtausende gehen in Rente und in den nächsten fünf Jahren steht bei fast 250.000 Betrieben eine Übernahme an. Es gibt also super Karrierechancen im Handwerk, aber dem Handwerk fehlt das Image, zu viele möchten studieren, dabei gibt es im Handwerk viel schnellere Aufstiegschancen und Karriereoptionen, man ist aktiver und damit gesünder und man schafft oft Kreatives und Bleibendes, aber diese vielen Pluspunkte müssen mehr publik gemacht werden.

Daher habe ich mit Andres Grewe von Hans Schäfer Workwear die Initiative „Motivation Handwerk“ gegründet. Im Rahmen der Aktion besuche ich medienträchtig alleine oder mit „starker“ Politikunterstützung Handwerksbetriebe und wir investieren unsere Zeit, um bei Events wie dem Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft, der auch an „Motivation Handwerk“ ging, oder bei „75 Jahre Handwerk“ mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, aufzuklären. Im September werde ich bei der Meisterfeier der Handwerkskammer in Bayreuth vor über 400 „neuen“ Meistern und deren Familien reden und die Meisterbriefe mit Gratulation übergeben.

Abseits vom Erfolg, von Titeln, vom Leistungsprinzip: Was macht ein gutes Leben aus – aus Deiner Sicht?
Wenn man Aufgaben hat, wenn man Ziele hat und dass man auch vielleicht etwas schafft, an das sich wenigstens die Familie noch erinnert, das wäre schön. Es muss ja nicht immer die ganze Nation sein, die einen in Erinnerung behält, weil man eine Goldmedaille errungen hat. Aber auch möglichst viel Zeit mit der Familie zu verbringen, ist mir wichtig. Eine meiner Töchter heiratet demnächst am 29. Oktober. So etwas zu sehen und zu begleiten und vielleicht den Kindern auch mal einen kleinen Schubser im Leben zu geben und an deren Leben teilzuhaben, ist erfüllend. 

Und ich muss sagen, ich habe mich immer wohl gefühlt, nicht, wenn ich etwas bekommen habe, sondern wenn ich geben konnte. Da hatte ich mehr Freude dran. Mit der Zeit und mit dem Alter habe ich festgestellt, dass wenn ich mich für andere einsetze oder auch anderen etwas zukommen lassen kann, dass mich das mehr befriedigt hat, als etwas zu erhalten.


Text und Interview: Elke Bauer
Foto: Frank Fastner

 

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