Wer Tag und Nacht mit Liebe und deren Auswirkungen zu tun hat, ist Swantje Benussi. Ihres Zeichens Coach. Täglich, und das seit nunmehr 25 Jahren begleitetet sie Unternehmen und Einzelpersonen, um zu einem besseren Selbstverständnis und zu mehr Selbstliebe zu finden. Wir wollten von ihr wissen, wie sie – da sie durch ihre Leidenschaft für den Menschen beim Coaching den Spitznamen „Love Coach“ trägt, dieses Miraculum der Liebe sieht.
Liebe Swantje, was verstehst Du unter Liebe?
Ich glaube, dass die Liebe zu sich selbst der Knackpunkt ist und das bestimmt, was zwischen den Menschen passiert. Wenn die Verbindung zu mir selbst dominiert ist von Zweifeln und Dingen, die ich an mir nicht mag, ist es ein ewiger Kampf darum, dass ich mich selbst lieben kann, so wie ich bin. Hier eröffnet sich der Zusammenhang mit dem größeren Ganzen, mit dem wir in Ver-bindung stehen. Wir tragen unseren göttlichen Kern als unser „Wahres Ich“ in uns, und die Verbindung mit diesem ermöglicht erst die wahrhaftige Verbindung mit den anderen Menschen.
Viele Menschen behaupten, dass die Liebe zu den eigenen Kindern und Eltern die einzige echte und bedingungslose Liebe ist. Das ist doch zu wenig! Dass man nur seine eigenen Kinder wirklich liebt und diese vor alles andere, auch vor sich selbst stellt! Es geht vielmehr um die tiefe Liebe zu sich selbst und natürlich zu den eigenen engsten Menschen. Und daraus erstreckt sich die Liebe auf alle anderen Wesen! Es fällt vielen Menschen leichter, Kinder und Tiere zu lieben, weil sie ihr Wahres Ich noch unverstellter zeigen und erreichbarer sind. Bei erwachsenen Menschen ist der göttliche liebenswerte Kern häufig durch die Erfahrungen im Leben und die Erziehung bis zur Unsichtbarkeit mit Krusten ummantelt. Meine Berufung als „Love-Coach“ ist die Begleitung der Menschen bei der Selbsterkenntnis. Auf dem Weg begegnen die Menschen sich selbst in der Vergangenheit und verstehen, warum sie so geworden sind, wie sie sich heute häufig nicht mögen. Wenn ich mich lieben kann, mit allem was es mit sich bringt, in dieser Wahrhaftigkeit, dann kann ich die Liebe auch viel besser zu anderen Menschen empfinden, weil ich die Krusten des Gegenübers besser verstehen kann. Dann fühle ich mich mit allem verbunden.
Warum bist Du Coach geworden – um anderen zu helfen?
Das kam tatsächlich über meine Lebenskrise mit 30 Jahren, als mich mein langjähriger Partner verließ. Da kam wieder hoch, was mich in meiner Jugend am meisten verletzt hatte. Dass ich aus einer getrennten Elternehe stamme und mein Leben lang versucht habe, die Liebe zwischen meinen Eltern und ihre Ehe wiederherzustellen. Das war eine sehr belastende Situation damals. Ich habe es natürlich nicht geschafft, meine Eltern wieder zusammenzubringen. Und als ich dann selbst tief verletzt und verlassen wurde, kam ich damit überhaupt nicht zurecht. Da habe ich angefangen mit der eigenen Selbsterkenntnis und Persönlichkeitsentwicklung. Ich habe erkannt, dass ich durch meine frühe Trennungserfahrung, schon seit ich 13 Jahre alt war, zwischen Menschen vermittelt habe, was gar nicht meine Aufgabe hätte sein dürfen. Ab da habe ich immer versucht, die Probleme von anderen zu lösen und es allen anderen recht zu machen. Erst durch die Selbstreflexion habe ich verstanden, dass ich den Menschen nur durch Begleitung auf dem Weg zur Selbstliebe und Selbsthilfe Unterstützung geben kann. So habe ich meine Profession gefunden.
Ich liebe meine Arbeit. Ich habe bisher um die 10.000 Coa-chingsessions begleitet, doch es stört mich mehr und mehr, dass ich nur eine gewisse Anzahl an Menschen begleiten kann. In mir ist der Wunsch entstanden, mehr Menschen auf einmal unterstützen zu können. Und so ist die Idee entstanden, den Prozess zu Selbsterkenntnis und Selbsthilfe zu digitalisieren.
Als ich mit dieser Idee auf Anouk Harde und Nadine Priessnitz, der "next Generation", stieß, haben wir meine Erfahrung in der Persönlichkeitsentwicklung mit dem Wissen über die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zusammen geführt. Wir haben schließlich "Seneration" gegründet, um das alte Wissen in eine digitale Form zu bringen und so möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Und zwar in Form von einem "ständigen Begleiter in der Hosentasche", einem digitalen Coach, der mich genau kennt und spiegelt und in schwierigen Situationen begleitet. Denn es braucht zum Coaching keinen menschlichen Coach, kein persönliches Gegenüber. Das können die Menschen nämlich wunderbar mit sich selbst durchführen. Mit so wenig Fremd-Einfluss wie möglich und in Intimität mit sich selbst erleben. Begleitet durch perfekt gestellte Fragen, die die Menschen zu sich selbst führen, um zu verstehen, warum sie so geworden sind, wie sie nun sind und wie sie sich verändern wollen. Durch die Fragen, die wir digital zusammengestellt haben, können die Menschen sich selbst verstehen und annehmen, um dann zu entscheiden, was sie bei der Persönlichkeitsentwicklung verändern möchten. Der digitale Coach heißt "onesome". Sie können in Begleitung des digitalen Coaches in verschiedenen Journeys zu sich selbst immer weiter an sich arbeiten und digitale Übungen machen, wann und wo auch immer sie möchten. Genau das war meine Ur-Idee, mein großer Wunsch: One-some ist skalierbar. Und damit wird Coaching demokratisiert. Jeder Mensch und nicht nur die Führungskräfte in Unternehmen, die 500 Euro die Stunde hinlegen können, kann somit das Coaching in Anspruch nehmen. Jeder wird individualisiert über Fragen geführt, sich selbst zu analysieren, sich selbst zu erkennen und sich zu orientieren. Und um sich Aufgaben vorzunehmen, die ungünstige Verhaltensweisen und Perspektiven auf bestimmte Themen verändern.
Ist das Coaching auch für Privatpersonen gedacht oder vor allem für Unternehmen? Und ganz wichtig: was kostet es?
Es geht immer um den inneren wahren Kern des Menschen, egal ob beruflich oder privat. Weil ich ja meinen Kern überall mit hinnehme. Wir bieten onesome momentan – im ersten Schritt – den Entscheidern in Unternehmen für ihre Mitarbeiter an. Derzeit als ein Abo-Modell, das sie über mindestens ein Jahr begleitet. Es können Abos für bestimmte Zielgruppen oder Bereiche im Unternehmen aktiviert werden, so dass Communitys entstehen, die sich untereinander austauschen können über ihre Erfahrungen bei der Selbsterkenntnis oder bei Übungen, über die sie sich verändern.
Derzeit kostet ein Jahres-Abo für Unternehmen 249 Euro pro teilnehmender Person. Das ist eine Coaching-Begleitung über ein Jahr mit circa 80 Coachingeinheiten in Relation zu den gleichen Kosten für eine persönliche Coaching Stunde. Zudem nutzbar so oft und wo auch immer man es nutzen möchte.