Isabell Huber: Authentizität  hat eine Stimme

Isabell Huber: Authentizität hat eine Stimme

Die menschliche Stimme – so individuell wie unser Fingerabdruck, keine gleicht der anderen. Sie ist einzigartig, unvergleichlich und versetzt uns in die Lage zu kommunizieren, unsere Gedanken und Emotionen auszudrücken. Sie wird stets als selbstverständlich betrachtet und sie wird häufig unbewusst eingesetzt. Damit ist jetzt Schluss!

Wir haben gelacht, gesungen, gesprochen und geatmet. Im Liegen, Stehen und Sitzen. Und haben gelernt. Von Isabell Huber. Dass die Stimme wirkt, bevor das gesprochene Wort verstanden wird. Sie ist ein bedeutender Faktor in der Kommunikation, unsere ganz persönliche Visitenkarte, die dem Gegenüber innerhalb von wenigen Millisekunden einen ersten Eindruck über uns liefert. Anhand unseres Stimmklangs lassen sich auch unterschiedliche Emotionen ableiten. So wird schnell entschieden, ob wir beispielsweise sympathisch, souverän und professionell wirken. Zudem lassen sich sogar Rückschlüsse unserer Persönlichkeit durch den Klang unserer Stimme ableiten. Es geht somit längst nicht mehr darum, was gesagt wird, sondern vielmehr wie etwas gesagt wird. Die Stimme wird dahingehend als Schlüsselreiz für die Kommunikation betrachtet. Sowohl die stimmliche Konstitution als auch die Fähigkeit mit seiner Stimme adäquat umzugehen, stellen eine Grundkompetenz dar. Jedoch wird diese Grundkompetenz vorausgesetzt, ohne weder in Erziehung noch in Schulbildung ausreichend gelehrt zu werden. Bewusstseinsbildung und Training für die persönliche Stimme sind angesagt. 

Wie Stimme überhaupt gebildet wird? Durch die fein aufeinander abgestimmte Zusammenarbeit mehrerer Elemente: Der Kehlkopf übernimmt hier die wichtigste Funktion. In ihm sitzen die paarig angeordneten Stimmlippen. Sie werden durch die ausströmende Atemluft zum Klingen gebracht. Der entstehende Ton wird über das Ansatzrohr, die Stellung der Zunge und Zähne wie auch die Mundöffnung zu entsprechenden Lauten geformt.

Wichtig für die klare und wirkungsvolle Kommunikation ist die Verwendung von prägnanter Sprache. Langen Schachtelsätzen ist schwer zu folgen. Auch wird die Atmung dadurch negativ beeinflusst, die Atemphasen werden kürzer und es kommt vermehrt zur Schnappatmung. Geht die Luft aus, wird der Stimmklang hoch und schrill. Überflüssige Pausenfüller wie „ähm“ müssen weggelassen werden und durch klare und einfache Formulierungen die deutliche Botschaft vermittelt. Durch gezielte Betonung lassen sich die wichtigsten Aussagen hervorheben und Botschaften klar darstellen. Zu schnelles Sprechen überfordert den Zuhörer und wichtige Botschaften werden verkannt. Wichtige Punkte werden durch Pausen unterstrichen, die Aussagen bekommen mehr Gewichtung und Struktur. Kurze Pausen am Satzende helfen dem Zuhörer das Gesagte zu verstehen und zu verarbeiten. 

Unsere Stimme ist der Seismograph unserer Gefühle. Durch den Stimmklang lässt sich wahrnehmen, wie es dem Gesprächspartner geht. Ist Stress in der Stimme zu hören, kann es sich ungünstig oder gar verunsichernd auf den Kontakt auswirken. Ein fester Stimmklang vermittelt Professionalität und Souveränität. Wird mit dem eigenen, unverfälschten Stimmklang gesprochen, ist das nicht nur aus medizinischer Sicht gesünder, sondern auch besonders wirkungsvoll hinsichtlich Vertrautheit und Glaubwürdigkeit. Denn das menschliche Gehör entscheidet innerhalb von Millisekunden, ob das Gegenüber sympathisch, ehrlich und vertrauenswürdig ist. Oder eben nicht. 

Eine physiologische Atmung ist für die Stimme die Basis, denn der Atem trägt die Stimme. Babys kommen mit einer physiologischen Atmung auf die Welt. Aber diese währt nicht lange. Stress und Anspannungen mehren sich, die Atmung rutscht hoch, in den Brustbereich, die Bauchatmung gerät außer Acht. Durch die Hochatmung wird das Atemvolumen verringert, es steht nicht mehr ausreichend Luft für eine gesunde Stimmführung zur Verfügung. Zudem verspannen sich die Muskeln im Hals- und Nackenbereich durch die stete Hochatmung. Der Kehlkopf, der an diesen Muskeln eigentlich locker hängt, verspannt. Die Stimmlippen können nicht mehr frei schwingen, die Stimme klingt auffällig und ist nicht mehr wirklich belastbar. 

Abhilfe schafft das bewusste Atmen in den Bauch. Dafür bietet es sich an, die Handflächen im Liegen zwei Zentimeter unter den Bauchnabel zu legen und aktiv in die Hände zu atmen. Auch im Sitzen lässt sich diese Übung zwischendurch durchführen. Sie setzt den Atem tief, dieses wiederum schafft mehr Atemvolumen. Die gesamte Atemmuskulatur wird aktiviert, dadurch steht mehr Atem zur Verfügung, der die Stimme trägt. 

Muskeltonus und Körperhaltung beeinflussen maßgeblich die Stimmgebung. Diese klingt bei einer aufrechten Körperhaltung anders, als bei einer gekrümmten. Locker klingt anders als verkrampft. Auch ob wir stehen, oder sitzen hat Auswirkungen auf den Stimmklang. Wichtig hierbei ist am besten in Bewegung zu sein. Statik ist zu vermeiden, denn Stimme ist Balance. Bewegungen sollten möglichst bewusst ausgeführt werden und eine Flexibilität angestrebt sein. 

Wenn man authentisch spricht, scheint immer etwas der Persönlichkeit durch – auch im Business-Kontext. Schon stellt sich die Frage, wieviel Persönlichkeit man preisgeben möchte. Aber Persönlichkeit in der Kommunikation ist essentiell. Dabei ist es wichtig, Teile der Persönlichkeit zu zeigen ohne dabei zu privat zu werden. Mit dem bewussten Einsatz der Stimme gelingt das.

Drei Tipps für den individuellen Einsatz der Stimme

1. Die optimale Stimmlage finden: die eigene Stimmlage ist nicht nur entspannt für die Stimme, sondern wirkt auf den Zuhörer souverän und vertrauenserweckend. Um seinen eigenen Stimmklang zu finden, kann an das Lieblingsgericht gedacht werden und ein genüssliches „Mmmh“ gesagt werden. Dieser Ton ist der Ton, um den der natürliche Stimmklang variiert. 

2. Gähnen für einen klaren Stimmklang. Durch das Gähnen entspannt sich die Stimmmuskulatur und das Zwerchfell senkt sich. Der Atem wird tiefer und es steht mehr Atemvolumen zur Verfügung. Der Atem wiederum trägt die Stimme. 

3. Mentale Vorbereitung: Ganz bei der Sache sein! Mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehen. Denn aus dem Boden generieren wir alle unsere Standhaftigkeit. Und wenn man sicher steht, kann einen so leicht nichts aus der Bahn werfen. Der Stimmklang ist kraftvoll, wenn man eine bewusste ausbalancierte Haltung einnimmt.

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